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COFFEEDATE: STRESSED, DEPRESSED BUT WELL DRESSED.

Sonntag, 22. Mai 2016
Der Weg zum Ziel ist selten gerade und solange es auf und ab geht, sind wir am Leben. Das hat das Elektrokardiogramm bewiesen. 

Falls sich wer fragt -  das ist die Kunsthalle in Bonn. 


Das geht ja gut los mit uns – long time no read. Und das heutige Coffeedate kommt zugegeben eher zur Wine O'Clock. Habt Nachsehen mit mir. Immerhin habe ich es mit einem Kaffee in der Hand geschrieben. Ich denke das zählt. In den letzten Wochen drehte sich meine Welt irgendwie oft ein kleines bisschen zu schnell und manchmal wurde mir schlecht davon. Aussteigen möchte ich trotzdem nicht, denn ich genieße den Fahrtwind der mir ins Gesicht weht. Er riecht nach Veränderung.

Über „Nine to Five“ kann ich aktuell nur müde lächeln. Und das meine ich wörtlich - die Schatten unter meinen Augen bekommt an manchen Morgen nicht mal mein Lieblingsconcealer in den Griff und mein Kaffeekonsum steigt proportional zum Schlafmangel. 

Ich blicke zurück auf zahlreiche sechzehn Stunden Tage.  Ja, sechzehn. Ich schreibe es gleich zweimal aus, damit ihr es euch auf der Zunge zergehen lassen könnt. Warum macht man sowas? Nun ja, ich habe gerade den einen, eher ungeliebten, Job abgeschlossen und bin zeitgleich in ein neues, spannendes Projekt eingestiegen. Und nebenbei – weil das Tanzen auf zwei Hochzeiten mir offenbar noch nicht reicht – bessere ich abends meinen Kontostand auf mit Job Nummer drei.  Ich will gar nicht jammern. Schließlich mache ich das alles aus freien Stücken und aus gutem Grund: In den kommenden Monaten stehen große Veränderungen ins Haus über die ich ganz bald mehr erzählen werde. Heute geht es aber um etwas anderes – Stress nämlich. Und warum wir uns selbst dabei immer mit anderen messen und vergleichen. 

Kürzlich hatte ich mit einer meiner Freundinnen ein interessantes Gespräch. Wir haben über dieses und jenes geredet, unseren Alltag und was sich gerade alles abspielt in unser beider Leben. Und dann kamen wir auf dieses merkwürdig lähmende Gefühl zu sprechen, völlig ausgelaugt zu sein, nicht zu wissen, wo einem der Kopf steht und wie man um Himmels willen den Tag überstehen und all das schaffen soll, was sich auf der To-Do-Liste angesammelt hat. Jedoch war nicht ich diejenige, die sich darüber beklagte, sondern sie. Und das führte unweigerlich dazu, dass sie sich irgendwann dafür entschuldigte, da ihr der eigene Stress – verglichen zu meinem – doch irgendwie nichtig schien. Sie fühlte sich schlecht und glaubte nicht das Recht zu haben, sich überhaupt gestresst zu fühlen. Die Tatsache, dass sie - verglichen zu mir und anderen – täglich vermeintlich so viel weniger erreichte und dennoch bereits an ein persönliches Limit stoß deprimierte sie und machte sie traurig.

Das wiederum finde ich traurig. Wann zur Hölle ist das Ganze zu einem Wettstreit geworden? Wann haben wir eigentlich angefangen, uns immerzu mit anderen zu vergleichen?  Vermutlich als wir anfingen, immer unzufriedener zu werden. Denn genau so läuft das: man vergleicht sich, man ist unzufrieden. Weil andere in irgendetwas immer irgendwie besser, schneller, schöner sein werden. 

So fucking what? An manchen Tagen stresst es mich zu Tode zu entscheiden, welche Hose ich anziehen oder was ich zum Frühstück essen soll, an anderen arbeite ich sechzehn Stunden in drei Jobs und schaffe es vorher laufen zu gehen und am Abend eine Maschine Wäsche zu waschen. Manchmal ertrinke ich ohne Grund in Selbstmitleid und schaffe es nicht mich und meine Packung Ben and Jerrys vom Sofa loszureißen, manchmal ist mein zweiter Vorname Produktivität und ich würde mir gerne selbst diverse Orden verleihen. Das ist okay und völlig normal.

Es gibt keinen Grund sich klein zu fühlen im Schatten der scheinbaren Alltags-Heldentaten anderer. Das Geheimnis dahinter ist nämlich einzig und allein der(en) Drive. Und in diesem Falle benutze ich einen Anglizismus tatsächlich ausschließlich, weil mir kein passenderes Wort einfallen will. Wenn ich zum Beispiel all diese Stunden arbeite, dann nervt mich das selbstredend auch. Klar würde ich lieber in der Sonne liegen und auch ich bin nach solchen Tagen ausgelaugt und müde und meistens nicht bester Laune. Ich bin definitiv gestresst. Aber auf eine positive Art. Weil ich genau weiß, weshalb ich es mache und weil es mir meistens sogar Spaß macht.  Ist das nicht der Fall, werden selbst die kleinsten Kleinigkeiten schnell zu scheinbar unüberwindbaren Aufgaben die unsere Stimmung in den Keller ziehen und uns ganz und gar fertig machen. Aber auch das ist normal und okay und vor Allem verständlich. Und deshalb sollten wir uns deshalb nicht klein oder gar minderwertig fühlen. Jeder hat solche Tage, jeder kennt das. Und wenn du heute nur im Schlafanzug und mit ungewaschenen Haaren dein eines, furchtbares Uniprojekt über die Bühne bringst, während deine Freundin beim Sport war, in fünf Meetings gesessen, ihr Essen für die nächsten zwei Wochen vorgekocht und ihre Beine epiliert hat, dann habt ihr dennoch beide das gleiche Recht euch gestresst zu fühlen. Und ihr beide könnt am Ende des Tages gleichermaßen stolz sein auf das, was ihr trotzdem geschafft habt. 

Hört auf euch mit anderen zu vergleichen. Bleibt bei euch, kennt euer Ziel, umgebt euch mit positiven Menschen und versucht euch überwiegend Dingen zu widmen, die euch erfüllen. Dass das nicht immer möglich ist, weil das Leben nunmal kein Ponyhof ist, wissen wir alle spätestens seit wir unser Wendy-Abo ernüchtert gekündigt haben. Dennoch: Nehmt was ihr habt, tut was ihr könnt und ihr bekommt das, was ihr wollt. Früher oder später. Alles eine Frage der Couch/Hustle-Ratio.
Und des Drives - obviously.  
2 Kommentare on "COFFEEDATE: STRESSED, DEPRESSED BUT WELL DRESSED."
  1. Wunder, wunderschön, liebste Lucy. Du schreibst mir aus der Seele und inspirierst ungemein <3

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  2. Tausend Dank, meine Liebe. Ich freue mich sehr über deine Worte und deine Unterstützung! :) Much love. <3

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