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THE DUBLIN DIARIES #1: MY LIFE IN A SUITCASE

Sonntag, 11. September 2016

Top of the mornin' to ya! 
Heute ist der letzte Tag meiner ersten Woche in Dublin und noch immer kann ich gar nicht so richtig glauben, dass ich tatsächlich das gesamte nächste Jahr hier verbringen werde. Ich weiß es, aber ich fühle es nicht. Was ich fühle ist mehr ein Gefühl von Urlaub - ich  bin hier, ich  liebe es hier, aber ich bin bald wieder zurück. Tja, nicht wirklich. 

Mein Start verlief stressig, tränenreich, turbulent, aufregend und letztendlich völlig anders als geplant. 

STRESSIG fand ich vor Allem das ganze Organisieren im Vorfeld. 
Hat einer von euch schon mal sein Leben in zwei Koffer packen müssen? Ich auch nicht. Entsprechend zog sich nämlich allein der Packprozess über gute zwei Wochen hin. Ein reges Ein- und wieder Auspacken, Abwägen wie dringend ich den vierten, dicken Schal und das zehnte Paar Schuhe wirklich brauche, Umsortieren, und am einfach nicht verschwinden wollenden Kilo zu viel frustrieren. Natürlich bin ich trotz allem erst in der letzten Minute fertig geworden und natürlich ließ sich der Reißverschluss nicht schließen, ohne dass sich jemand (Ich) auf den Koffer setzte...
Ich möchte an dieser Stelle aufrichtig AmazonPrime danken, ohne euch und die glorreiche Lieferung am nächsten Tag hätte ich jetzt weder eine Laptophülle, noch eine Kosmetiktasche oder ein Glätteisen dabei. Alles ziemlich essentieller Kram, wenn ihr mich fragt. 
Außerdem habe ich festgestellt, dass ich wohl auch in einem Sushi-Restaurant arbeiten könnte, sollte das hier alles nicht hinhauen - bei so vielen Pullovern die ich in den letzten Tagen gerollt habe, macht mir da so schnell keiner was vor. 

TRÄNENREICH wurde es dann am Flughafen. Zwei meiner engsten Freunde, meine Mama und meine kleine Schwester haben mich dort hin gebracht. Ich bewundere übrigens noch immer wie smooth Karolin den großen VW Bus (Fünf Menschen, zwei Koffer, diverse Handtaschen, ein Rucksack....muss ich mehr sagen?!) im engen Flughafenparkhaus in die Parklücke manövriert hat. Die ersten Freudentränen hätte ich tatsächlich vergießen können, als die Waage am Bag-Drop kein Übergewicht anzeigte. Weniger freudige Abschiedstränen flossen dann jedoch vor den Türen zum Gate. Es ist komisch, denn als ich in Berlin lebte, war ich im Grunde ebenso weit weg. Vielleicht nicht gemessen in Kilometern, aber zumindest in Flug- bzw. Zugstunden. Aber doch fühle es sich irgendwie anders, irgendwie nach einem größeren Abschied an, meinte meine Mama. Vielleicht ist es das, aber ich bin immer noch nur einen Anruf entfernt. 

Schmunzeln musste ich dann aber direkt an der Passkontrolle wieder, als die Dame mich ansah und sagte: "Oh, ich mag Ihr Outfit. Mal was anderes. Sie interessieren sich für Mode, hum? Schick, schick, teuer, teuer. Der arme Mann." Ich erwiderte nur, dass ich bisher keinen hätte, worauf hin sie mir riet ich solle in dem Fall unbedingt den richtigen wählen. Das werde ich hoffentlich, aber zunächst arbeite ich jetzt weiter an der richtigen Karriere, denn für "Schick, Schick, Teuer, Teuer" brauche ich keinen Mann.

TURBULENT war zumindest der Flug glücklicherweise nicht. Aber glaubt mir, besagte zwei Koffer, ein Rucksack, eine Handtasche, die zusammen mehr wiegen als ihr selbst, sind nicht allzu leicht zu transportieren. Die Entscheidung Bus oder Taxi fiel mir entsprechend leicht, wenngleich letzteres mich im Endeffekt mehr als das Zehnfache kostete und schließlich auch mein Konto ein paar Tränchen verdrückte. Ziemlich spät erreichte ich also dann nach einigen netten Gesprächen mit meinem Fahrer - ich muss an dieser Stelle sagen, dass die Dubliner Taxifahrer und ich tatsächlich schon immer einen guten Draht zueinander hatten, don't even ask - so komfortabel wie nur möglich mein AirBnB im schönen Portobello. Am liebsten wäre ich gleich gänzlich dort eingezogen, aber leider reicht mein Budget dafür (noch) nicht aus. 

AUFREGEND fand ich das Gefühl am nächsten Morgen in der Stadt aufzuwachen, die nun offenbar mein neues Zuhause auf Zeit sein würde. Ich wurde mit sehr untypischem Sonnenschein geweckt und machte mich auf zum Frühstück in einem meiner Lieblingscafés, das ich bereits aus früheren Reisen kannte. Bestellt habe ich dort selbstredend Porridge und wie ich so da saß und mit einem Dauergrinsen im Gesicht die warmen Haferflocken löffelte, wurde mir das erste Mal bewusste, dass ich jetzt also tatsächlich hier bin und das tue, wovon ich seit Jahren träumte.   
Später traf ich noch eine meiner zukünftigen Kommilitoninnen. Wir hatten uns bereits im Vorfeld über eine dieser merkwürdigen "Rent a Room"-Gruppen auf Facebook kennengelernt. Es ist schön und beruhigend zu wissen, dass morgen wenigstens ein bekanntes Gesicht mit mir in der ertsen Vorlesung sitzen wird. Wir haben den Campus angesehen, in der Sonne einen Cider getrunken und uns auf Anhieb so gut verstanden, dass wir ganze vier Stunden über alles und nichts quatschten. 
Einen Tag später bezog ich schließlich mein eigentliches "Zuhause" etwas südlich der Stadt. Erneut verfluchte ich meine Koffer, denn dieses Mal war ein Taxi tatsächlich nur bis zum Bahnhof drin. Irgendwie habe ich es aber doch geschafft sie in den Zug und später zu meiner Unterkunft zu zerren. Das muss zugegeben ziemlich amüsant ausgesehen haben und einige derer Leute, die mir unterwegs halfen, fragten mich ob ich wohl eine Leiche in meinem Koffer transportierte. You never know. 
Die Zugfahrt am Meer entlang entschädigte allerdings für einiges und ich bin trotz winzigem Zimmer mehr als glücklich. Meine Vermieterin und Mitbewohnerin ist ein richtiges Herzblatt, wir haben in den vergangenen Tagen so viel zusammen gelacht und gequatscht und sie tut wirklich alles, um mir den Start so einfach und so schön wie möglich zu gestalten. 
Die banalsten Dinge finde ich momentan noch aufregend und spannend - so wie das erste Mal Lebensmittel einkaufen, einen neuen Schlüssel an meinen Schlüsselbund hängen oder meinen Mitgliedsausweis in der lokalen Bücherei bekommen.  

Wenngleich also alles aus verschiedensten Gründen ganz ANDERS ALS GEPLANT verlief, bin ich glücklich hier zu sein, fühle mich gut aufgehoben, habe mich gut eingelebt und kann es kaum erwarten, dass morgen die Uni beginnt und ich meine Mitstudenten kennen lerne. 









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